Kimmig-Studer-Zimmerlin: erzählend nah
Harald Kimmig (vl)
Daniel Studer (b)
Alfred Zimmerlin (vc)
CD 1: recorded live at Kunstverein Karlsuhe (SWR2), 2011
sound engineer: Alfred Habelitz and Wolfgang Bachner
CD 2: recorded at Studio 1, Radio Studio Zurich (DRS2), 2011
sound engineer: Martin Pearson
cover art: Anne Hoffmann
label: Unit Records, UTR 4373, 2012
music:
kerl sah ur, live, 17:34
härznadel neh, studio, 5:53
härznahe nadl, studio, 10:38
krauls reh, live, 12:59
order: info@danielstuder.ch, unit records, i tunes
liner notes:
Was nicht alles auf diesen beiden CDs für musikalische Energien zu hören sind!
...In der musikalischen Werkstatt wird, auch im Studio (CD2), mit alten und neuen Trümmern der Musikgeschichte gespielt. Der ironische Blues in Track 2 mit seinen Variationen und dem aufkommenden Groove hört sich an wie eine perforierte Matrix der Jazzgeschichte. Das Gelände erfindet sich immer wieder neu, selbst die beiden kompositorisch angelegten Stücke erzählend nah und Fragmente sind strukturell gefasster gespielt, bleiben aber improvisierend. Zartes und leises atmet in fernem tag, opake Klänge ziehen ohne Hast an unseren Ohren vorbei.
Was nicht alles auf diesen beiden CDs für Musik zu finden ist!
Edu Haubensak, 2012
...Auch wenn fast alle Takes dieser Doppel-CD - mit Ausnahme von Daniel Studers "erzählend nah" und "Fragmente" - völlig frei improvisiert sind und bei einem Konzert in Karlsruhe vom SWR2 und im Radio Studio Zürich von DRS2 aufgezeichnet wurden, kommen diese Improvisationen dem Klangbild der neuen Musik weit näher als dem ungebärdig-wilden Gestus des klassischen Free Jazz - was freilich nicht bedeutet, dass es den Improvisationen dieses Trios an Spannung fehlte. Herge-stellt wird diese nicht zuletzt deshalb, weil Kimmig-Studer-Zimmerlin die Kunst des Dialogierens so gut beherrschen, dass es dem Trio mit verblüffender Leichtigkeit gelingt, einmal ins Spiel ge-brachte Strukturen organisch weiterzuspinnen: gelungene musikalische Kommunikation auf höchstem Niveau.
Reinhard Kager, 2012
cd reviews:
…Improvisationen im Grossraum freier Jazzempfindungen und Neuer Musik zwischen Sinnlichkeit und Erregung… transparent, raumgreifend und gleichzeitig verdichtet… drei Musiker in blindem gegenseitigem Verständnis… anbiederungsfrei, spannend vom ersten zum letzten Strich und Schlag… das Unerwartete ist das Erwartbare.
Chan, Jazzlinks, 2013
Studer, Zimmerlin e Kimming sono tre musicisti che agiscono in un ambito al di fuori del jazz. Sono entrati in questo mondo perchè curiosi, assetati di sapere e sperimentazione. Il contemporaneo li stimola e il jazz li gratifica perchè offre attraverso l'improvvisazione terreni agevoli per sperimentare.
I tre praticano una sintesi tra musica contemporanea, jazz sperimentale e free, nei suoi estremi espressivi. Non potrebbe essere diversamente quando a suonare sono un violino, un violoncello e il contrabbasso come base ritmica e navigatore tra i marosi dell'improvvisazione pura. Il suono viene prodotto non solo dalle corde dei tre strumenti ma anche da ogni vite, archetto e componente che attraverso la dinamica o la fisica possa produrre un suono o un'informale parvenza di dimensione musicale. Si perchè il suono non ha un aspetto preciso, dei contorni sicuri ma ha le sembianze di un ologramma mal funzionante, dai contorni sfuocati, che cambia faccia continuamente, che racchiude innumerevoli vagiti, un big bang di note accennate, blues, jazz, classica, contemporanea e chissà, perchè muoiono mentre nascono, alla stessa velocità e perfezione teutonica.
Erzahlend nah è un disco doppio, una parte live, estrema nelle conseguenze improvvisate, e un'altra prodotta in studio, più o meno aderente alla prima e matematica nelle sue astrazioni estetiche. Kimmig-Studer-Zimmerlin hanno realizzato un disco interessante, forse riservato a chi ama l'evoluzione degli estremi, la tolleranza totale, le esplorazioni rischiose, gli sguardi al buio.
Flavio Caprera, Jazzconvention, 2013
Eine Streicherformation ist im Jazz eher selten anzutreffen - erst recht nicht eine, die so gefährlich frei tönt wie dieses Trio. Streichen ist nämlich nur eine Spielart, mit der Harald Kimmig an der Violine, die beiden Schweizer Alfred Zimmerlin am Cello und der Kontrabassist Daniel Studer ihre Instrumente bearbeiten: Kratzen, sägen, zupfen, klatschen und schlagen gehören selbstverständlich mit zum Handwerk dieser Improvisationsmusiker, die mit allen Sinnen aufeinander konzentriert spielen und einander sehr vertraut sind, wie unschwer zu hören ist: Ihre Klangwelt wirkt trotz aller Schrankenlosigkeit, Kanten und Kontraste sehr organisch und seltsam homogen, auch wenn es an allen Ecken kracht und zischt, rauscht und zuweilen bis fast zur Unhörbarkeit hin flüstert. Auf zwei CDs präsentiert das Trio seine Kunst, wobei die live in Karlsruhe unter Regie des SWR2 eingespielte erste Scheibe der Studio-CD um einiges an Wildheit überlegen ist.
Ulli Langenbrink, Jazzthing, 2013
Il trio formato da Studer, Zimmerlin & Kimming presenta una formula – violino, contrabbasso e violoncello – che proprio in Svizzera aveva avuto qualche anno fa una splendida riuscita con lo String Trio composto da Hans Burgener, Barre Phillips & Martin Schütz. “Erzählend Nah” contiene due CD – il primo registrato in concerto e il secondo in studio – ben rappresentativi di quelli che sono gli interessi dei tre, musicisti di provenienza non jazzistica approdati all'improvvisazione allo scopo di satollare la loro voracità di musica contemporanea. Nei due CD non si nota nessuno scollamento fra le più meditate registrazioni di studio e lo spontaneo fluire dei suoni. Il tutto, vista la glacialità tutta teutonica che permea il disco, ha l'aspetto di una miracolosa fioritura multicolore.
Ettero Genio, sands zine, 2013
Man mache sich auf ein längeres Hör-Abenteuer gefasst: Ein Streichertrio improvisiert eine Doppel CD lang. Das ist zeitgenössisch freie Kammermusik aus dem Geist der modernen Klassik und der alten Sucht nach dem Klang. Die drei Musiker gehören zu den seriösen Vertretern der ernsten Muse. Es drängt der Freigeist in ihnen, aber sie haben auch einen Rucksack voller Fertigkeiten, den es zu zerstäuben gibt. Die drei herausragenden Instrumentalisten bespielen ihre Resonanzkörper in allen auch ungewohnten Techniken. CD 1 wurde live an einem Konzert in Karlsruhe aufgenommen, CD 2 im Radio Studio Zürich eingespielt. Stilistisch mag man nicht nach Schublädchen sinnen. Es ist Musik aus dem vollen Hier und Jetzt, mit Sinn für Form, Dynamik und auch ein bisschen Extravaganz: ungeschriebene Partituren, die in einem interaktiven Prozess aus dem Moment heraus hörbar gemacht werden. Das Trio kann flüstern und wildern, Spannung halten, ausscheren und nackt in sich gehen. Musik ist plötzlich ein Zwölfton-Geräusch oder eine durchlässige Architektur. Alles ist möglich, aber was es braucht, ist wichtiger. Kimmig Studer Zimmerlin sind da mittendrin.
Pirmin Bossart, Jazz'n'more, 2013
Che tra la musica contemporanea accademica e certo nuovo jazz ci siano delle analogie non è una scoperta di oggi. Con buona pace di chi da tempo si sbraccia per scongiurare simili comparazioni questo disco ne è una testimonianza valida a partire dallo sviluppo di paesaggi informali dagli ampi orizzonti.
Effettivamente le architetture intessute sul connubio tra improvvisazione totale e brevi parti tonali, la conduzione gestuale dell'improvvisazione o lo stesso utilizzo di un classico trio d'archi sono alcuni elementi che rimandano alle musiche dei grandi compositori europei del Novecento.
L'utilizzo degli strumenti è lontano da ogni convenzione: fruscii degli archetti sui corpi degli archi, scrocchi, corde stoppate, gli ingranaggi delle chiavi che allentano o tendono le corse costituiscono un terreno frammentato ma incredibilmente coordinato, sul quale si impongono improvvisi richiami all'ordine che sembrano condensare migliaia di rivoli sonori o finali zorniani di tre note con cui si conclude il lento incedere di un magma sonoro che sta colando nelle vostre orecchie ("Zäher handeln").
Qui e là sbocciano brevi armonie che si spengono con la rapidità di un passaggio di nuvole sul sole e tra varie idee estemporanee c'è anche un arcano blues di cinque minuti ("Ahne erzählnd"). I due dischi, registrati nel marzo 2011 a Zurigo, immortalano rispettivamente una sessione in studio e un concerto in cui gli sviluppi improvvisativi raggiungono punte più arcigne.
Da non trascurare per chi è interessato all'uso degli archi nel jazz e nelle nuove musiche.
Gigi Sabelli, all about jazz
Kimmig/Studer/Zimmerlin sind ein mit Violine, Kontrabass und Cello besetztes Streichtrio, wie man es im Jazz selten antrifft. Da das Trio alle möglichen Spieltechniken ausschöpft, vom bizarren Pizzicato bis zum expressiven Bogenstrich, verlässt es die Grenzen des Jazz und betritt mit Improvisationen vermintes Gelände. Facettenreiche Klangwelten, komplexe Strukturen und ausgeprägte Formen lassen auf der Doppel-CD eine eigenständige Musik ohne stilistische Berührungsängste entstehen. Der Freiburger Harald Kimmig ringt seiner Geige mit ungewöhnlicher Bogentechnik so unmögliche Töne ab wie Alfred Zimmerlin, der sein Cello mit Stöcken und Wäscheklammer bearbeitet. Den aufmüpfigen Streicherklang gestaltet Kontrabassist Daniel Studer klanglich mit.
Reiner Kobe, Jazzpodium, 2012
Unter Ägide von Reinhard Kager wurde vom SWR2 am 27.3.2011 ein Konzert dieses Streichtrios im Jazzclub Karlsruhe mitgeschnitten und kombiniert mit einer vom Schweizer Radio DRS2 produzierten Studioaufnahme zweier Kompositionen von Daniel Studer, der titelgebenden Suite und 'Fragmente'. Er am Kontrabass, der mit Kxutrio bekannt gewordene Offenburger Geiger Harald Kimmig und Alfred Zimmerlin am Cello bereichern seit 2008 den NowJazz mit ihren erfindungsreichen Reibereien, die das musikalische Kammerformat mit herzerfrischenden Ideen ausreizen. Aus dem Stegreif ratschen und zirpen die drei dem Urigen und dem Hurra zugeneigten Kerls Klänge, für die andere monatelang tüfteln, um sie dann als vorletzten Schrei subventionieren zu lassen. Hier gibt es statt Omlette Surprise auf'm Hungertuch deftiges Rührei mit Speck und Kümmelbrot, nach dem man nicht nur den Teller sondern auch die Finger abschleckt. Was nicht heisst, dass hier nicht auch Flöhe kichernd und auf dem hohlen Zahn pfeifend ihre Mikromysterienspiele aufführen. Nur dass da die Mysterien keinen leeren Magen voraussetzen. Von Nichts kommt Nichts, schon gar nicht die rasenden Hochgeschwindigkeitskapriolen der Geige, denen das Cello in die Parade fährt, während die Bassfinger ein Pizzikatofieber schüttelt. Damit kontrastieren dann wieder bruitistisch insektiode Kunstfürzchen, als leckere Nonnenfürzli serviert, oder knarzologische und geklopfte Grotesken von zweifelhaftem Nährwert, aber mit krassen Ausschlägen auf der Richter-, Henker- & Lachenmann-Skala. Nachdem den Karlsruhern noch ein höchst romantischer Seufzer aufs Herz gekleckst und getrillert wurde, lässt Studer flink flunkernd und im Handumdrehn zag zögernd die Plink-Plonk-Funken plinken. Der Schatten eines Blues wird seziert, Nadeln in Heuhaufen gestreut, Löcher aus der Luft gepflückt, auf Glissandos auf und ab geschlittert, an Schreckschrauben geschraubt, gezittert und geflötet. Studer scheint da ein Kimmig-Motto als Leitfaden zu nehmen: A void is the next step. Aleatorische Klänge sind wie unverbunden für sich gestellt und scheinbar nur einer gedanklichen oder intuitiven Geste geschuldet. Eine Pizzikatolinie mit Stringlegato als Lasso spürt den zerstreuten Tönen nach. Aber das fragmentarisch Zerfallene, umzuckt von kleinen Blitzen, das mit 'Fernem Tag' als durchscheinendes Schimmern wiederkehrt, entwickelt seine eigene schroffe oder geisterhafte Aura. 'Härznahe Nadl' springt zuletzt noch einmal in Aktion und spickt den postmodernen Popanz mit Voodoo-Nadeln, droht aber wiederum geisterhaft zu schwinden. Wild um sich hauend und stechend wird der drohende Herzenstod aber zurückzuschlagen.
Rigo Dittmann, Bad Alchemy, 2013
Un disque double d’improvisation libre avec Harald Kimmig (violon), Daniel Studer (contrebasse) et Alfred Zimmerlin (violoncelle) – un trio à cordes, quoi. Le premier disque en concert enregistré par la radio SWR 2, le second disque en studio enregistré par la radio DRS 2. Et malgré son titre, cet album n’a rien avoir avec la zeuhl! C’est de l’improvisation libre qui, de par l’instrumentation, rappelle parfois la musique de chambre. Il y a des similitudes avec certains ensembles de Kent Carter. Je préfère le disque en concert, qui atteint un meilleur équilibre entre grâce, recherche et véhémence.
A double CD of free improvisation with Harald Kimmig (violin), Daniel Studer (bass) and Alfred Zimmerlin (cello) – a string trio, in other words. Disc 1 recorded live by SWR 2, disc 2 recorded in the studio of DRS 2. And despite its title, this album has nothing to do with zeuhl music! Free improvisation occasionally reminiscent of chamber music (if only because of the instrumentation). There are similarities with some of Kent Carter’s groups. I prefer the live disc: it reaches a better balance between gracefulness, artistic research, and passion.
François Couture's, monsieurdélire, 2012